FriDA — ein Projekt des Therapieladen e.V.
Potsdamer Straße 131
10783 Berlin
frida@therapieladen.dePotsdamer Straße 131
10783 Berlin
Angesichts der weiten Verbreitung des Cannabiskonsums und der Cannabisabhängigkeit in Europa verständigten sich bereits im Jahr 2003 Vertreter*innen der Gesundheitsministerien Frankreichs, Belgiens, der Niederlande, der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland auf einen Cannabis Research Action Plan. Ziel war es Erkenntnisse über wirksame Methoden zur Behandlung von cannabisabhängigen Jugendlichen zu gewinnen.
In der Folge wurde die INCANT-Untersuchung (International Cannabis Need of Treatment) als Machbarkeitsstudie (2004 - 2006) in o.g. Ländern erfolgreich durchgeführt. Ziel der Studie war es, den bisher in den USA erfolgreich evaluierten Ansatz der Multidimensionalen Familientherapie (MDFT) in Europa einzuführen und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu überprüfen. In Deutschland wurde die INCANT-Studie vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch die delphi GmbH in Berlin. MDFT gilt heute weltweit als eine der wirksamsten Behandlungsmethoden für jugendlichen Cannabismissbrauch.
INCANT Ergebnisbericht
Die in der INCANT Studie beteiligten MDFT-Therapeut*innen waren mit der Erarbeitung eines deutschsprachigen MDFT-Manuals und Trainingscurriculums beauftragt. Begleitend wurden drei MDFT-Therapeut*innen gemeinsam mit den europäischen INCANT-Kollegen weiterqualifiziert.
Mit der Erarbeitung des von den MDFT- Entwicklern anerkannten deutschen MDFT-Manuals war die Grundlage für eine längerfristig - von den USA unabhängige - Implementierung der MDFT-Behandlungsmethode in Deutschland geschaffen.
MDFT Manual
Durch die Förderung des BMG konnte in einem Transferprojekt von Oktober 2012 bis Dez 2013 die MDFT als ambulante systemische Behandlungsmethode in 4 verschiedene Einrichtungen der Jugend- und Suchthilfe implementiert werden.
Es wurden deutschlandweit insgesamt 14 Mitarbeiter*innen von den MDFT-Trainer*innen des Therapieladen e.V. in zentralen Seminaren geschult und in der praktischen Arbeit mit MDFT Fällen vor-Ort supervisorisch begleitet.
Sachbericht MDFT Transfer
In der Erprobung des MDFT-Ansatzes zeigte sich in den Einrichtungen, dass organisatorische und strukturelle Hürden (u.a. zeitliche Ressourcen und Refinanzierung der Therapiekosten) eine flächendeckende Implementierung erschweren.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung wurde gemeinsam mit VertreterInnen der Berliner Drogenberatungsstellen die Idee entwickelt einen Transfer und die Adaption des systemischen therapeutischen MDFT-Ansatzes auf den Aufgabenbereich der Sucht- und Drogenberatungsstellen zu übertragen. FriDA war geboren!
Um den Zugang von minderjährigen Cannabiskonsument*innen in die ambulante Suchthilfe zu verbessern, wurde mit Förderung der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege, und Gleichstellung im Jahr 2019 das FriDA-Projekt konzipiert. Inzwischen wurden mit Förderung des Landes Berlin 36 Berater:innen in insgesamt je 8 Berliner Suchtberatungsstellen in FriDA geschult.
Berliner Projektbericht FriDA 2021
Nach dem erfolgreich durchgeführten Pilotprojekt im Land Berlin wurden in der Folge bundesweit 12 Suchtberatungsstellen mit insgesamt 24 Berater*innen im FriDA-Konzept geschult und von der delphi-GmbH evaluiert.
Die externe Evaluation zeigte, dass die mitwirkenden Beratungsstellen in Folge der Umsetzung von FriDA tatsächlich den Anteil der Minderjährigen in den Beratungsstellen erhöhen konnten. Ebenso zeigte sich eine hohe Zufriedenheit der teilnehmenden Berater*innen am FriDA-Projekt
Projektbericht FriDA / BMG 2023
Im Juni 2024 erhielten wir vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) eine Förderung für die weitere bundesweite Implementierung des FriDA-Projekts.
Die Ergebnisse der FriDA-Evaluation und die Erfahrungen der Schulungen machen einen Bedarf an familienorientierten (Früh)Interventionsprogrammen deutlich.
Insbesondere die neue Cannabisgesetzgebung macht eine Verstärkung familienorientierter Frühintervention für diese Zielgruppe noch dringlicher.
In der weiteren FriDA- Implementierung sollen deshalb neben dem bisherigen Manual basierten Schulungsinhalten zusätzlich gezielt auf die neue Cannabisgesetzgebung und die Herausforderung des Jugendschutzes bei riskantem Cannabiskonsum im Jugendalter eingegangen werden.
Hierzu sollen insbesondere die Elternselbsthilfe als wichtige Kooperations- und Ansprechpartner in den Regionen sowie auf nationaler Ebene eingebunden werden. Mit der Entwicklung dieser Website sollen Informationen für die Projektbeteiligten, Zugänge für die teilnehmende Kooperationspartner erleichtert werden und ein digitales Monitoring von FriDA längerfristig ermöglicht werden.